Donnerstag, 28. April 2011

TYRANT - The Complete Anthology (England, 2009)


Es gab Bands, die es trotz genialen Songs und massivst vorhandenem Können nie zum verdienten Erfolg brachten. TYRANT aus Gloucestershire waren so eine Band.

1980 gegründet, spielte man eine für diese Zeit und Region eher atypische Art Epic Metal, der an frühe Großtaten des US Metals erinnert, und auch genügend Komplexität bot, um damals aus dem breitgefächerten Feld der NWOBHM herauszustechen. Getragen werden die Songs, neben der wirklich famosen Gitarrenarbeit, vom aggressiven, jedoch stets passenden Gesang Mark Kelsers, der wie eine Mischung aus Tim Baker (CIRITH UNGOL) und Tim Aymar (PHARAOH) klingt. Weiterer großer Pluspunkt des Materials sind die absolut erhabenen Gänsehautmelodien, die aus jedem Lied ein absolutes Highlight machen.

Die Band brachte es insgesamt leider nur auf zwei Demos und eine Single. Das griechische Steel Gallery Label veröffentlichte zwei Compilations mit einer Auswahl ("Days at the Farm - The Tyrant Anthology", 2006/Vinyl only) bzw. mit sämtlichen Material der Band ("The Complete Anthology", 2009/CD only).

Dienstag, 19. April 2011

CRYSTAL PRIDE - Silverhawk EP (Schweden, 1982)


Ein wahres Sahnestück in Sachen Schweden 7"er lieferten CRYSTAL PRIDE im Jahre 1982 ab. Was hier dem Hörer in drei wundervollen Tracks serviert wird, sollte jedem Fan traditioneller Klänge wohl munden.

´Silverhawk´ zieht den Hörer sofort in die einzigartige Atmosphäre dieser Scheibe rein. Was hier an epischen Riffs, flüssigen Tempowechseln, fesselndem Gesang und geilen Gitarrensolos auf den Hörer einprischt, ist einfach nur göttlich - MANILLA ROAD meets MERCYFUL FATE trifft es da wohl am ehesten. Das folgende ´Sharon´ vereint 70er Feeling mit folkiger Melodieführung, und bezirzt den Hörer mit einem schönen Refrain, bei dem Sängerin Sussie Christensen ein bischen an Vidonne Sayre-Riemenschneider (LORDIAN GUARD) erinnert. Und dann kommt zum Schluss so ganz nebenbei, locker flockig, mal ebenso einer der besten Songs aus der Frühphase des Heavy Metal: ´Song For Jeanne D´Arc´. Erneut begibt sich die Band auf den epischen Pfad des abwechslungsreichen Songwritings und wirft ein paar (für 1982 sicherlich verdammt) heavy Riffs in die Waagschale. Die hohen Schreie, das wuchtige Drumming, der spacige Mittelteil und das geile Outro auf der Akustischen sind weitere Bausteine dieses Meisterstücks.

Völligst geiler Schwedenstahl, den man als Undegroundler unbedingt antesten sollte. Das folgende 12" Demo ist auch noch empfehlenswert, die Debütscheibe jedoch war eine kleine Enttäuschung, wandte sich die Band darauf doch einem deutlich kommerzielleren Sound zu.

Samstag, 16. April 2011

VIITH TEMPLE - Under The Burning Sun (Kanada, 1978)


Das Internet fördert manchmal richtige Schätze zu Tage.

VIIth TEMPLE haben Ende der 70er drei Stücke erschaffen, die kurioserweise sowohl eine faszinierende als auch morbide Stimmung verbreiten, den Hörer dabei total in ihren Bann ziehen, und ein bischen an die vergessenen CASSLE, die Götter von RUSH und die Kauze von LONGINGS PAST erinnern. Nur, dass hier die Synths dominieren, und die Gitarre - bis auf zwei, drei fragil-verträumte, wunderschöne Solos - begleitend miklimpert. Anhänger der 70er, als auch (Proto-)Doomster sollten ebenso mal ein Ohr riskieren.
 
Die Legende besagt, dass damals nur 15 Kopien gepresst wurden, Kenner gehen jedoch von einer höheren Auflage im 500er Bereich aus. Radioactive Records haben "Under The Burning Sun" 2003 als CD wiederveröffentlicht, das Originalvinyl habe ich schon für über 600 Dollar weggehen sehen.

KARTHAGO - Karthago (Ungarn, 1981)

 
Anfang der 80er gelangte diese feine Truppe aus Ungarn zu Ruhm, Sex, Drugs and Rock´n Roll. Ok, das mit dem Sex und den Drugs kann ich nicht beweisen, aber Erfolg (Goldstatus in ihrer Heimat!!) und Rock´n Roll war sicherlich en masse vorhanden. 
  
Synthies, Keyboards, Hammond, mehrstimmiger Gesang, starke Refrains. All das und noch viel, viel mehr gibt es auf dem Debüt der Band zu hören. Jeder Fan guter, handgemachter Rockmusik sollte KARTHAGO eine faire Chance geben. Als Belohnung winken einige der schönsten und intensivsten Kompositionen, die ich in Sachen ´Pomp Rock meets 70s´ in letzter Zeit gehört habe.

Diese großartige Formation veröffentlicht immer noch feine Alben, und gehört mit zum Interessantesten, was ich aus dem nicht ganz so fernen Osten kenne. Gesungen wird übrigens in der Landessprache. Fans von URIAH HEEP, 80er MAGNUM und ganz frühen QUEEN sollten mal ein Ohr riskieren.
                                                           

                                                            

Dienstag, 12. April 2011

PORTRAIT - Portrait (USA, 1990)


In der Geschichte der Stromgitarrenmusik klafften Artwork und Inhalt vom Qualitätslevel her nie wieder so weit auseinander wie bei dieser Scheibe hier.

Melodic Rock/Metal, der mich an DOKKEN und YNGWIE MALMSTEEN (Gitarrenarbeit), stellenweise sogar an die großartigen FIFTH ANGEL erinnert. Auf Keyboards wird zum größten Teil verzichtet, die wunderschöne Gitarrenarbeit und der an JORN LANDE erinnernde Gesang sind definitiv die Hauptakteure dieser verdammt viel Spaß machenden Scheibe. Jede Nummer verfügt über genug Catchiness, um auch noch beim x-ten Durchgang mitzureißen.

Da hat der Herr Chapman (verantwortlich für alle Instrumente außer den Drums) 1990 ein wirklich feines Stück Edlerock fabriziert. Schwer zu kriegen, aber das Suchen lohnt sich.

Samstag, 9. April 2011

ORACLE - Oracle (Großbritannien, 1985)


Aus Gibraltar stammten ORACLE, die Ende der 80er mit ihrem einzigen, selbstbetitelten Output ein überragendes, aber leider total unbeachtetes Stück Classic Melodic Metal auf die Stahlgemeinde losließen.

Dass die Band nach Veröffentlichung des Albums auseinanderbrach, kann nicht am Material der Jungs gelegen haben - zu stark klingt das Material, welches mal an US Metal (´Murder In The Streets´), mal an frühe Scorpions erinnert (´Never Want To Cry´), und beim abschließenden Longtrack ´Killer Queen´ gar alte HELLOWEEN vor das geistigen Auge zaubert.

Fazit: Der klare Sound, die atmosphärischen Keyboards im Hintergrund, die wunderschöne Gitarrenarbeit und die verspielten, hochmelodischen Kompositionen machen das Teil zu einer meiner Lieblingsscheiben aus dieser Richtung.




Donnerstag, 7. April 2011

XERXES - Beyond My Imagination (Schweiz, 1994)



Was die Schweizer XERXES auf ihrem 1993er Album "Beyond My Imagination" abliefern, wurde nicht davor, aber auch nicht danach auch nur annähernd von einer anderen Kombo reproduziert.
 
Eine höchst eigenartige, verträumte Atmosphäre umgarnt den Hörer mit einem herrlich schmeckenden Gebräu aus melodischem Prog Rock, keltischen Passagen und sphärischen Keyboardflächen. Der eher erzählende denn singenden Stil von Sänger A.Moser zieht einen mitten in die mystischen Fantasy Texte hinein. Zwar ist der Sound etwas dünn, und ab und an driftet das Ganze vielleicht zu sehr in ruhigere Songgewässer ab, aber insgesamt gesehen ist "Beyond My Imagination" ein feines, zeitloses Teil Schweizer Progkunst.

Lagerfeuer meets Tagträume. 

Montag, 4. April 2011

KRAZE - Devil In Disguise (USA, 2002)


"Devil In Disguise" ist eine richtig feine Compilation der drei Demos aus den Jahren 1987 bis 1989, das vierte Demo wurde nicht berücksichtigt.

Flotter US Metal mit hohem Gesang, wie wir ihn zuhauf kennen & vergöttern. Was diese Scheibe etwas von all den anderen Scheiben dieser Art abhebt ist der Fakt, dass bei den 13 Tracks kein richtig mieser Stinker dabei ist. Harter, direkter, rauer Stoff, der etwas an VICIOUS RUMORS, TYRUS und IRON CROSS (Florida) erinnert.

Warum damals kein richtiges Album zustande kam entzieht sich meiner Kenntnis. Wenn das Material heute rauskommen würde, wäre ein vorderer Platz in diversen Soundchecks sicher.

Samstag, 2. April 2011

GORDI - Pakleni Trio (Serbien, 1981)


GORDI hatten definitiv ein paar NWOBHM Platten im heimischen Regal stehen, so viel steht fest. Denn was die Jungs aus Belgrad auf ihrem vierten Album fabrizieren klingt dermaßen nach den Anfangstagen der britischen Bewegung, dass Fans von IRON MAIDEN, SAXON, SAVAGE, CHATEAUX, aber auch etwas unbekannteren Bands wie TYSONDOG und SLEDGEHAMMER unbedingt reinhören sollten.

Das Erstaunliche dabei ist, dass das Material auf "Pakleni Trio" aus dem Jahre 1981 stammt, die NWOBHM also noch teilweise selbst in ihren Kinderschuhen steckte. Dass so ein schneller, harter Sound Anfang der 80er in Jugoslawien gespielt wurde, überrascht dann doch ein bisschen.

Anyway, enthalten sind neun schweinegeile Abgehnummern, gesungen in der Landessprache, und verpackt in ein dreckiges, jedoch stets passendes Soundgewand. Wie gesagt, Freunde der NWOBHM, aber auch MOTÖRHEAD Fanatiker kommen hier definitiv auf ihre Kosten.

ANGLAGARD - Hybris (Schweden, 1992)


Die jungen Schweden reproduzierten Anfang der 90er einen authentischen 70er Sound, ließen sich dabei von den Grossen des Genres inspirieren, und hörten sich dabei auch noch mega-eigenständig an.

Beklemmende Moll Akkorde treffen hier auf kuriose, zuerst nicht zusammenpassen wollende Harmonien und Melodien. Dominante Mellotron- und Hammond-"Riffs" halten verliebt Händchen mit folkigen Einsprengseln. Ab und zu lugen sogar wundervolle Querflötentöne um die Ecke, und über all dem schwebt eine melancholisch-düstere, und trotzdem faszinierende Atmosphäre.

Der einzige Schwachpunkt des Albums ist wohl der (zum Glück nur) spärlich eingesetzte schwedische Gesang. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Fakt ist, dass "Hybris" jeden Fan anspruchsvoller Prog-Musik begeistern wird. Ein moderner Klassiker dieses Wahrhaft uralten Genres, if you ask me.

Freitag, 1. April 2011

ATTILA - Rolling Thunder (USA, 1986)

              

Pure fist raising Metal für den stets nach solchem Stoff dürstenden US Metal Aficionado bieten die New Yorker ATTILA auf ihrem leider einzigen Release "Rolling Thunder" (1986).

Der Großteil des Materials kommt schnell auf den Punkt, wird dabei recht flott & tight vorgetragen, verfügt über einprägsame Refrains, eine dreckige Street-Credibility, und trifft mit seiner für die damalige Zeit typischen Thematik (Thermonuklearer Krieg) voll ins metallische Herz der Zielgruppe. Hinzu kommen dann noch ein, zwei stilistische Ausreißer (wie z.B. das gallopierende und mit einem coolen Intro versehene ´March Of Kings´), und fertig ist der lang vergessene, und zu Heben lohnenswerte Schatz aus den 80ern.

Sicherlich kein Meilenstein, dazu schwächelt die Scheibe im letzten Drittel einfach zu sehr, aber allemal ein Spaßgarant mit Langzeitwirkung. Das ´School´s Out´Cover hätte man sich allerdings sparen könne, sind doch schon größere Kaliber an Nummern von Onkel Alice gescheitert.


Donnerstag, 31. März 2011

RAG I RYGGEN - Rag I Ryggen (Schweden, 1975)



Ein grandioses, jedoch leider total unbekanntes Album!!!

Rag i Ryggen aus Stockholm zelebrierten auf ihrem (leider) einzigen, selbstbetitelten Album einen furiosen Mix aus progressiv angehauchten Passagen und typischem 70er Hardrock skandinavischer Machart. Die souverän agierende Rhythmusfraktion bildet dabei ein verdammt solides Fundament, auf dem sich die überragenden Twin Guitars wunderbar austoben können, und der Mann an den Tasten (Hammond, Moog, Mellotron) sich bis zur Ekstase verausgaben darf. Hinzu kommen noch ein markanter Sänger und ein ausgeprägtes Gespür für packende Melodien und abwechslungsreiche Arrangements. So ist z.B. ´Spangaforsens Brus´ ein wundervolles Folk Rock Instrumental, welches sein simples, jedoch recht eingängiges Hauptthema in verschiedenen Variationen darbietet und sich so im Grosshirn festsetzt. 

Das Rockadrome Label hat das Album vor ein paar Jahren nochmal als CD (plus drei Bonustracks) auf den Markt geworfen, preislich bewegt man sich dabei um die 12 bis 15 Euro. Ein Rerelease auf Vinyl soll 2011 erscheinen, wer jedoch richtig viel Geld ausgeben will, hält nach der raren Originalversion Ausschau.

Samstag, 26. März 2011

ICE AGE - The Great Divide (USA, 1999)


ICE AGE haben vor einer Dekade zwei hammergeile Prog-Scheiben veröffentlicht und keiner hat´s gemerkt. Was die Band auf diesen beiden Alben abliefert, sollte jeden Freund anspruchsvoller Prog-Musik ein Dauerlächeln ins Gesicht zaubern. Wer DREAM THEATER, ENCHANT und STYX zu seinen Favoriten zählt, ist hier definitiv richtig.

Das Kombinieren von Melodien, Technik und Heaviness geht ICE AGE locker-souverän von der Hand, und es ist schon erstaunlich, wie straight in your face das Material einen förmlich anspringt ohne dabei an Filigranität zu verlieren. Der Gesang kommt angenehm maskulin daher, verzichtet komplett auf die total hohen Töne, und klingt wie ein Mix aus Damien Wilson und Metal Loaf. Kurzum: Da sind definitiv Könner am Werk die der Musik wegen musizieren und den Hörer mit ihren Fähigkeiten begeistern wollen, ganz egal ob mit kurzen Prog-Rockern wie ´Sleepwalker´, vertrackten Instrumentals der Marke ´Space Chicken Parts´ (RUSH lassen hier grüßen), oder den unvermeindlichen Longracks wie z.B. ´Perpetual Child´, dem grandiosen Opener des Debüts.

SALEM SPADE - Witch Hunt (USA, 2008)


Ohne jetzt zu übertreiben: Die Musik von SALEM SPADE zählt so ziemlich zum Besten, was ich jemals aus der Ecke des technischen US Metals gehört habe. Die Jungs aus Colorado zockten auf ihren drei Demos (1988/1989) eine geile Mischung aus amerikanischem Power Metal a la JAG PANZER und nicht allzu kompliziertem Prog Metal, wie ihn OBLIVION KNIGHT oder FATES WARNING in den 80ern zelebrierten.

Mit Gitarrist Pat Stiernquist (Bruder von JAG PANZER Drummer Riekard Stiernquist, der übrigens SALEM SPADE mitgründete bevor er zum Jagdpanzer wechselte), Sirenen-Sänger John Secrest und Schlagzeuger Scott Davis (geniales Power Drumming mit viel Fills & Rolls - der nackte Wahnsinn, was der Junge besonders auf dem "Witch Hunt" Demo abliefert!!) hatte die Formation drei wirklich herausragende Könner am Start, die jeder Fan des Genres gehört haben sollte.

2008 kam eine Compilation auf den Markt, die alle drei Demos der Band enthält.

Donnerstag, 24. März 2011

KALEVALA - People No Names (Finnland, 1972)

                                              
Sehr komplex geht es auf dem Erstling der Finnen KALEVALA zu. Zwar stehen Gitarre, Bass und Schlagzeug im Zentrum des virtuosen Geschehens, jedoch versteht es die Band gekonnt hier und da ein paar Tasteninstrumente, Bläser & Jazz-Elemente einzubauen, und somit die Kompositionen etwas aufzulockern. Doch wie gesagt, der Großteil des Materials ist bluesiger, erdiger Rock/Prog der Frühsiebziger mit treibenden Drums, kräftigem Bass und dreckigen Gitarren. Nur ab und an, meist in den kürzeren Tracks, schweift die Band in Richtung Folk und puren Blues ab - und macht dabei ebenso eine richtig gute Figur. Sehr stark finde ich übrigens auch den leicht schrulligen, jedoch stets kräftig tönenden Gesang, der mal aggressiv beschwörend, mal unheilvoll flüsternd daherkommt.

Absolutes Highlight des Albums ist meiner Meinung nach der abgefahrene, die Scheibe eröffnende Titeltrack, welcher den Hörer auf eine neunminütige Reise quer durch die eigenbrötlerischen Gehirnwindungen KALEVALAs führt.